Hi zusammen,
nach einer längeren Ärzte Odyssee, die mir nicht weiterhelfen konnte, bin ich nun hier gelandet. Zu mir: Ich bin weiblich und 26 Jahre alt.
Zu meinem Krankheitsverlauf:
Vor circa 3 Jahren habe ich die Pille abgesetzt und die Hormonspirale eingesetzt. Danach begannen Symptome, die sich rückblickend auf Hashimoto zurückführen lassen: Herzrasen und -stolperer, Unruhe und Panikattacken, Taubheitsgefühl im Kopf- und Nackenbereich, Schwindel und Schlafstörungen und Schlaflosigkeit. Die Symptome führten mich zum Hausarzt, Frauenarzt, Neurologe inkl. MRT vom Kopf und HWS, Kardiologe inkl. mehrere EKGs und HNO-Arzt. Alle Befunde waren unauffällig, nur die Neurologin konnte eine Hyperreflexie feststellen und riet mir, die Schilddrüsenwerte kontrollieren zu lassen. Dies tat ich auch, allerdings waren die Werte noch unauffällig. Vor circa 1,5 Jahren begannen diese Symptome langsam abzuklingen, stattdessen setzte sich eine lähmende Müdigkeit ein.
Zu Beginn war die Müdigkeit phasenweise, das heißt ich wachte ausgeschlafen aus, im Laufe des Tages, insbesondere während der Arbeit (Bürojob), begann die starke Müdigkeit mit Konzentrationsschwäche, Gedächtnisstörungen, depressiven Verstimmungen etc. Seit circa einem Jahr verbreitet sich die Müdigkeit mehr und mehr über den ganzen Tag, paradoxerweise insbesondere an Tagen, an denen ich sehr gut geschlafen habe. Nach einer schlechten Nacht ist die „normale“ Müdigkeit so stark, dass ich die „kranke“ Müdigkeit nicht spüre. In dieser Zeit hatte ich aber auch – leider sehr seltene - Tage, an denen ich wie hyperaktiv war, also extrem wach und konzentriert. Das kam aber nur 2-3 Mal in 3 Jahren vor.
Im November 2020 konnte im Blutbild endlich Hashimoto und eine latente Unterfunktion festgestellt werden. Erst seitdem habe ich zumindest einen Verdacht, woher meine Symptome kommen.
Blutwerte 11/2020:
TPO-AK: 213 U/ml (positiv) – normal: bis 34
fT3: 2,71 pg/ml - 2,0 – 4,4
fT4: 0,69 ng/dl - 0,9 – 2,0
TSH basal: 7,61 IU/ml - 0,27 – 4,2
Daraufhin verschrieb mir der Hausarzt L-Thyroxin 25. Nach ca. 8 Wochen bin ich zur Kontrolle, die Symptome hatten sich nicht gebessert und der TSH Wert lag bei ca. 4,7 IU/ml, also immer noch leicht erhöht. Daraufhin hat der Hausarzt die Dosis auf 50 erhöht.
Bei der nächsten Kontrolle, im März 21, waren die Werte wie folgt:
TPO-AK: 133 U/ml (positiv) – normal: bis 34
fT3: 2,86 pg/ml - 2,0 – 4,4
fT4: 1,23 ng/dl - 0,9 – 2,0
TSH basal: 1,75 IU/ml - 0,27 – 4,2
Mehrere Ultraschalle der Schilddrüse haben mal mehr, mal weniger Aktivität der Schilddrüse gezeigt. Hin und wieder habe ich auch Schluckbeschwerden gehabt, ein Ultraschall in dieser Zeit zeigte eine erhöhte Aktivität, was wohl auf einen Schub hinwies.
Insgesamt zeigte das Ultraschall-Bild aber nur eine kleine, leicht echoarme Schilddrüse ohne Raumforderung. (Es sind also nur leichte Vernarbungen zu erkennen, es liegt keine Vergrößerung oder Knoten vor.)
Damit lagen alle Werte im Normalbereich, allerdings hatten sich die Symptome nicht gebessert, weshalb mir der Hausarzt riet, die Dosis nochmal um 25 zu erhöhen. Außerdem habe ich mich zu einem Endokrinologen überweisen lassen. Dort war ich im April 21.
Der Endokrinologe hat erneut verschiedenste Blutwerte genommen, um weitere Autoimmunkrankheiten oder ein Hormonungleichgewicht auszuschließen. Der Befund war aber komplett unauffällig. Die Schilddrüsenwerte hatten sich seit dem letzten Blutbild nicht verändert.
Der Endokrinologe empfiehlt nun vielmehr einen „Ausschleichversuch“, da keine manifestierte Unterfunktion vorliegt. Ich soll also die Dosis von L-Thoyroxin langsam verringern und die Werte überprüfen lassen. Gleichzeit hatte mir der Hausartz aber beim letzten Besuch eine Erhöhung der Dosis geraten (ich habe daraufhin um 12,5 erhöht und liege damit aktuell bei 62,5).
Aktuell warte ich auf einen Rückruf des Hausarztes, um zu besprechen, ob ich nun die Dosis erhöhen oder verringern soll.
Dies verunsichert mich allerdings sehr, denn wie der Endokrinologe selbst sagte, weichten insbesondere der TSH-Wert, aber auch der fT4 Wert, vor Einnahme der Tabletten ja von der Norm ab.
Andererseits hat sich meine Situation seit der Einnahme der Tabletten nicht verändert. Die Müdigkeit und ihre Begleitsymptome sind unverändert schlimm, schlagen mehr und mehr auf meine Stimmung und schränken mich enorm in meinem Alltag ein.
Nun zu meinen konkreten Fragen:
- Kann die starke Müdigkeit überhaupt allein von Hashimoto kommen? Müdigkeit wird als Hauptsymptom einer Unterfunktion genannt, die in meinem Fall nicht bzw. nur latent vorliegt. Hat Hashimoto allein überhaupt solche Nebenwirkungen oder muss ich vielleicht nach anderen Ursachen suchen?
- Sollte ich die Dosis L-Thyroxin erhöhen oder reduzieren? Was ist hier der richtige Weg? Wenn ich die Dosis reduziere, wird der TSH-Wert wieder steigen, was ja nicht das Ziel sein kann.
- Habt ihr andere Ideen, was der Grund für die Müdigkeit sein könnte bzw. was ich noch dagegen tun kann? Ich habe bereits angefangen, Selen einzunehmen. Alle Werte wie Eisen, Vitamin D etc. sind im Normalbereich.
- Stimmt es, dass sich Patienten mit meiner Ausgangssituation oft bei einem TSH Wert im unteren Bereich von ca. 1 IU/ml am wohlsten fühlen? Sollte ich versuchen, diesen Wert zu erreichen?
Ich danke euch schon mal für jeden Beitrag und Hinweis, den ihr mir geben könnt. Wie viele hier leide ich sehr unter den Symptomen und habe keine weiteren Anhaltspunkte für eine Behandlung.
Viele liebe Grüße!
Julia