Überversorgt oder Opfer der Politik?

  • Ich hatte kürzlich ein unschönes Erlebnis beim Hausarzt, das ich schlecht einordnen kann.

    Wie ihr im Profil nachlesen könnt, war ich jahrelang vier bis sechsmal pro Jahr beim Hausarzt, um die Schilddrüse kontrollieren zu lassen.

    Es gab jedes mal einen Doppler-Ultraschall, den ich privat zahlen musste.

    Im Frühjahr hieß es im Nebensatz von der Sprechstundenhilfe, dass ich zukünftig auch den einfachen Ultraschall selbst zahlen müsste, weil der Arzt diesen nicht mehr mit der Krankenversicherung abrechnen möchte. Ich konnte das nicht verstehen und bat um Erklärung.

    Ich wurde recht rüde darauf hingewiesen, dass das eine geschäftliche Entscheidung des Arztes sei, und mein Verständnis dafür nicht notwendig.

    Ich wäre ja nicht gezwungen, die Untersuchung machen zu lassen. (Den Termin hatte ich zu dem Zeitpunkt schon vereinbart)

    Ich sagte, ohne Erklärung wäre ich nicht bereit, eine Leistung privat zu bezahlen, für die meine Krankenversicherung aufkommen würde.

    Beim nächsten Besuch war ich ohne Vorwarnung einer anderen Ärztin zugeteilt worden. Diese hatte den Doppler-Ultraschall gar nicht erst zur Verfügung und kannte meine Krankengeschichte nicht. Auch sie hatte keine wirkliche Erklärung für diesen Wechsel.

    Sie meinte allerdings, dass dadurch, dass der Chef der Gemeinschaftspraxis (mein bisheriger Arzt) sich auf Schilddrüse spezialisiert hatte, würde die Krankenversicherung ihm seine Arbeit nicht bezahlen. Die Vergütung wäre nicht pro Patient mit passender Diagnose, sondern pauschal für jeden Arzt vorgesehen, und als Spezialist würde er diese Pauschale eben viel früher aufbrauchen als andere Allgemeinärzte.


    Die Folge dieser Preispolitik war, dass ich nach fast zehn Jahren zur zweiten Szintigraphie geschickt wurde, die mir das gleiche sagte, wie jeder Doppler-Ultraschall in der Zwischenzeit und von hier die Empfehlung bekam, in einem Jahr erneut zu kontrollieren.


    Jetzt meine Frage: Kennt jemand von euch diese merkwürdige Preispolitik? Hat mein Arzt wirklich recht damit, dass er gratis arbeitet, wenn er mich über die Krankenkasse abrechnet? Oder war ich jahrelang bloß eine Kuh, die sich willig melken ließ, indem ich drei bis fünf Doppler-Untersuchungen mehr als notwendig privat bezahlt habe? Wie ist eure Erfahrung mit Arztbesuchen und privaten Zuzahlungen?

    Entschuldigt, dass ich keine genauen Werte nennen kann, die habe ich leider nicht gesammelt vorliegen. Ich hoffe ein paar pauschale Erfahrungsberichte bringen mir auch schon Licht ins Dunkel.

  • Guten Morgen Claudia!


    Erst mal, Willkommen im Forum!

    Deinen Beitrag habe ich in ein anderes Unterforum verschoben, da es dort besser hin passt.


    Ich weiß nicht, welchen Status Dein Arzt mit seiner Praxis hat, aber wenn es ein "normaler" Hausarzt und eine allgemeinmedizinische Praxis ist, die nicht als Privatpraxis läuft, dann gibt es da für Ärzte durchaus Regeln den Krankenkassen gegenüber.


    Soviel mir bekannt ist, hat ein nicht privat arbeitender Arzt für jeden Patienten eine Pauschale für ein Quartal.

    Da ist es egal, wie oft der Patient kommt. Auch Blutuntersuchungen sind geregelt und spezielle Untersuchungen ebenfalls.

    Wird die Pauschale bei einem Patienten überschritten, dann kann es je nach Kasse sein, dass der Arzt die Kosten automatisch von der Pauschale abgezogen bekommt, also selbst dafür grade stehen muss.


    Darauf hat natürlich ein Arzt auch keine Lust und macht entweder nur bestimmte Sachen oder man muss sie bezahlen.

    Der Schriftkram für Begründungen, warum was gemacht werden muss, frisst ebenfalls Zeit, die ihm keiner vergütet.

    Ich glaube, das war bis vor einiger Zeit noch weniger streng gehandhabt und die Kassen haben eher die Untersuchungen bezahlt. Vielleicht hat sich da etwas zum Strengeren hin verändert und so müssen die Ärzte da Veränderungen machen.


    Bei Fachärzten (z.B. Internist, Endokrinologe, Radiologe...) ist das etwas anders geregelt. Aber damit habe ich mich nicht

    beschäftigt.

    Ein Hausarzt überweist ja normalerweise für bestimmte Untersuchungen dann zu solch einem Facharzt.


    Das Ganze ist auch nicht Thema dieses Forums, vielleicht gibt es dafür bessere Möglichkeiten? Hier wirst Du da wohl eher wenig Antworten bekommen.
    Kannst ja auch mal bei Deiner Kasse nachfragen, was sie in welchen Zeiträumen vergütet.

    Vielleicht gibt es auch Zusatzversicherungen für bestimmte Leistungen?


    Freundliche Grüße,

    Augenstern

    "Frage den Kranken, ob er bereit ist alles aufzugeben, was ihn krank macht.
    Erst dann darfst Du ihm helfen"

    (Sokrates)

  • danke für deine ausführliche Antwort.

    Was ich mir hier im Forum erhofft habe, ist die Antwort auf die Frage, ob eine so umfassende Kontrolle bei Hashimoto wirklich notwendig ist.

    Es gibt Menschen, die jahrzehntelang ohne weitere Untersuchung immer die gleiche Dosis verschrieben bekommen, das wäre das andere Extrem und auch nicht wünschenswert.

    Ich wüsste einfach gerne, wie die Erfahrungen anderer Patienten sind, wie viele Kontrollen üblich, wünschenswert, wissenschaftlich fundiert sinnvoll sind.

    Wie das dann abgerechnet wird, ist eine weitere Frage, sollte hier nur veranschaulichen, warum es zu dem abrupten Wechsel kam.

  • Diese letzten Fragen kannst du gern im Hauptforum als Thread aufmachen.

    Die Fragestellung des Rechtsaspektes ist dort nicht gut aufgehoben. Deshalb habe ich das verschoben.


    LG Augenstern

    "Frage den Kranken, ob er bereit ist alles aufzugeben, was ihn krank macht.
    Erst dann darfst Du ihm helfen"

    (Sokrates)