Hallo,
meine Tochter ist 13 Jahre alt und seit zwei Wochen haben wir die Diagnose Hashimoto.
Es begann alles mit einem grippalem Infekt Anfang Februar diesen Jahres. Nach drei Wochen waren Kopf- und Bauchschmerzen nicht verschwunden - die üblichen Blutwerte waren aber unauffällig. Deshalb Stuhlproben:
Grenzwertig positiver Befund Calprotectin (66mcg/g) - der Kinderarzt diagnostizierte leichte Entzündung im Darm, die wohl bis zu drei Monaten Beschwerden machen könnte. Keine Medikamentenverordnung, keine Empfehlungen.
Zu dem Zeitpunkt war sie schon vier Wochen schulunfähig. Kinderärztin sprach von funktionellen Bauchschmerzen.Ich hab sie dann mit Beschwerden in die Schule geschickt und auf Ablenkung gehofft. Sie fühlte sich aber schlapp und müde und hatte weiterhin Kopf- und Bauchschmerzen, manchmal Muskelbeschwerden und Rückenschmerzen. Zudem war sie ungewohnt unsicher und ängstlich.
Nach drei Wochen Schulbesuch dann Anfang April scheinbar erneuter "Infekt" mit leichtem Fieber. Und ab da ging es dann richtig los mit einer Flut von Symptomen: Kopf-, Bauch-, Gelenk- und Rückenschmerzen. Manchmal Ohrenschmerzen. Schubweise Nesselausschlag an den Fingern und feuchte schuppige Stellen auf der Kopfhaut, strohige und unkämmbare Haare, Hitzeflashs, Angst bis Panik, Abgeschlagenheit, Motivationslosigkeit.
Ende April nochmal Blutbild: Ferritin 14 ng/ml (Ref 15-80). Empfehlung vom Kinderarzt mehr Fleisch zu essen.
Der Wert TSH basal 2,74 mcIU/ml ( Ref 0,27-5,00) fand keine Beachtung, Schilddrüse war kein Thema.
Meine Nachfrage nach eventuellem Vitaminmangel wurde von der Sprechstundenhilfe abgeschmettert - das wäre nicht der Fall und die Gabe von Vitaminen würde sowieso nur noch mehr Bauchschmerzen machen.
Anfang Mai H2 Atemtests auf Laktose-, Fruktose- und Sorbitunverträglichkeit: OB.
Bei diesen Tests war ein erhöhter Blutdruck von 139/70 mmHg auffällig, die zweite Messung ein paar Stunden später 102/62 mmHg. Die Empfehlung an die Kinderärzte einer 24 h Blutdruckmessung wurde kommentarlos zu den Akten gelegt.
Meine Tochter fühlte sich weiterhin einfach nicht in der Lage die Schule zu besuchen ... ich gewöhnte mich gedanklich an die Möglichkeit einer Psychosomatik oder eines psychischen Problems. Terminlich war bei einem Kinderpsychologen nichts vor Ende August zu machen (wir hatten Ende Mai). Innerhalb von zwei Wochen konnte ich uns aber bei der schulpsychologischen Beratungsstelle vorstellen.
Und nach wie vor hatte ich Zweifel an einer psychischen Ursache der Beschwerden, da meine Tochter auch an freien Tagen und in den mittlerweile vergangenen Frühjahrsferien sowie Pfingstferien nicht beschwerdefrei war.
Die Termine bei der Schulpsychologin brachten folgende Ergebnisse: meine Tochter machte dicht und warf mir vor, dass nicht mal ich ihr glaube, dass sie sich nicht wohl fühlt + sie verweigerte die Besuche dort + sie verweigerte die Besuche bei Ärzten.
Ende Juli diagnostizierte die Kinderärztin Depression, gab mir schon mal einen Überweisungsschein in die Psychiatrie und meinte ich wäre auf der Suche nach einer Krankheit, die es nicht gibt.
Zum Glück begannen jetzt die Sommerferien und ich habe einfach mal versucht, allen "Stress" zu vermeiden.
Aufgrund eigener Recherchen habe ich Vitamin B6, B12 und D3 gegeben.
Die Beschwerden wurden besser - verschwanden aber nicht vollständig. Größere Unternehmungen oder Urlaub waren nicht möglich.
Im September Start mit dem neuen Schuljahr, aber für meine Tochter ist es unglaublich anstrengend, den ganzen Tag durchzuhalten, hat Angst mit diesem miesen Körpergefühl in der Schule zu sein und wird immer wieder von Schmerzen heimgesucht. Deshalb auch wieder viel Ausfallzeit.
Anfang Oktober habe ich uns von unserem Hausarzt zu einem Kinderendokrinologen überweisen lassen, der fragte zum ersten Mal nach Schildrüsenwerten und hier die Ergebnisse der Blutuntersuchung:
FT3 (2,56-5,01 pg/ml) 4,51
FT4 (9,80-16,30 ng/ml) 10,15
TSH (0,51-4,30 mcIU/ml) 2,86
TPO-AK (<34,00 kU/l) 396,40
25-Hydroxy-Vitamin -D (50,0-150,0 nmol/l) 41,0 (T)
Unser Hausarzt (Kinderärztin meide ich gerade) wertete die Ergebnisse als Autoimmune Thyreoiditis - verschrieb mir Vitamin D3 in der Dosierung 500iE. Eine Tablette pro Tag.
Ich habe auf einer Überweisung zum Radiologen bestanden, da ich recherchiert hatte, dass zu einer sicheren Hashimoto-Diagnose unbedingt eine Sonographie notwendig ist.
Das mündliche Ergebnis: Hashimoto mit vergrößerter Schilddrüse
Ich erwarte, dass Ende dieser Woche der schriftliche Befund beim Hausarzt eintrifft. Ich habe das letzte Dreivierteljahr gelernt: fundierte Vorbereitung auf den Besuch der Ärzte ist leider notwendig.
Deshalb folgende Fragen an das Forum:
1. Wie deute ich die Schilddrüsenwerte meiner Tochter?
2. Erklären die Werte die anhaltenden Beschwerden meiner Tochter und wie kann ich ihr helfen?
3. Ich habe z.B. jetzt schon oft gelesen, dass sich viele Hashimoto-Patienten oft erst bei einem TSH -Wert von 1,00 wohlfühlen? Deuten die Werte meiner Tochter schon auf eine Unterfunktion und könnte ihr dann nicht die Gabe von Hormonen helfen?
4. Ich habe schon lange das Gefühl, dass meine Tochter "durch irgendetwas ausgebremst wird". Sie hat Lernschwierigkeiten(Sonderpädagogischer Förderbarf)und auch bei ihren vielseitigen Interessen und Ideen geht ihr schnell "die Luft" aus . Könnte das am Hashimoto liegen?
Vielen Dank im Voraus an alle.